Mieterporträt Ressourcenmangel – beste Agentur des Jahres 2024

Holztrennwände, ein raumlang ausgerollter roter Teppich, im Meetingraum gebrauchte Schulstühle neben neuen Plastikschalensitzen, eine alte Schreibmaschine präsentiert ihre Patina, überall hängen Bilder an den rohen Wänden – vom Polaroid bis zur Fotografie von Raumfahrer Sigmund Jähn. „Bewerber äußern ihre Begeisterung über unser Büro, weil es eben nach Agentur aussieht und nicht nach einem sleeky Palast“, sagt Claudia Díaz Sánchez. Sie ist Geschäftsführerin bei Ressourcenmangel, einer Kommunikationsagentur, die komplexe, gesellschaftlich relevante Themen in die Öffentlichkeit trägt. Beispielsweise den Ärztemangel in Deutschland, die geringe Organspendebereitschaft der Menschen oder die Energiewende. Jüngst wurde sie zur besten Agentur des Jahres 2024 gekürt. „Unsere Räume haben den Charakter des Offenen und Werdenden, das spiegelt unsere Haltung wider“, sagt Alexander Brincker, COO bei Ressourcenmangel.

Aus vielen kleinen Flächen wurde eine zusammenhängende

Rund 700 Quadratmeter groß ist das Office und befindet sich in der Schlesischen Straße in den denkmalgeschützten Schellack–Höfen der GSG Berlin direkt an der Kreuzberger Spree. Im Jahr 2019 wurden die Räume bezogen, nachdem die Agentur schon zuvor im selben Gebäude war, allerdings auf mehrere Flächen verteilt, 200 Quadratmeter hier, 300 Quadratmeter dort. „Wir wollten das konzentrieren, damit wirklich alle Kollegen zusammenkommen“, erzählt Alexander Brincker.

„Dimido“ – dienstags, mittwochs und donnerstags freiwillig im Büro

Und das hat funktioniert, sagt Claudia Díaz Sánchez: „Es gibt keine Pflicht, ins Büro zu kommen, aber ,Dimido‘, also Dienstag, Mittwoch und Donnerstag, sind immer fast alle hier.“ Neben der Authentizität des Büros sei auch die Lage ein Magnet, weil die meisten Kollegen in den quirligen Innenstadtbezirken wohnen und der Weg ins Büro kurz sei. Zudem spiele das Umfeld eine Rolle: „Du gibst dein Kind auf dem direkten Weg hierher im Kindergarten ab, in der Mittagspause geht es vielleicht ins Happa mit veganer Bio-Küche und danach zu 19 Grams für den Koffein-Kick, alles hier in der Straße. Zum Feierabend mit den Kollegen geht es dann beispielsweise noch ins gefühlt 20 Meter entfernte Birgit und Bier.“ Das Birgit und Bier ist sowohl Club als auch Open-Air-Gastronomie im Biergartenstil und gilt als Jahrmarkt für Erwachsene. Aber: „Ein gutes Büro allein zieht niemanden an den Schreibtisch, wenn es einem Unternehmen an Werten fehlt, für die du stehst, oder wenn du mit Kollegen arbeiten musst, denen du lieber aus dem Weg gehst“, betont Claudia Díaz Sánchez.

Tätowieren auf dem Hoffest?

Eine weitere Besonderheit des Standorts: „Es sind noch andere Agenturen unserer Gruppe hier im Gebäude, wir haben somit fast einen Agenturflügel hier, mit denen wir ein regelmäßiges eigenes Agenturhoffest veranstalten“, sagt Claudia Díaz Sánchez. „Kürzlich erstmals mit einem Tattoo-Artist, der allen interessierten Kollegen das Organspendelogo tätowiert hat.“ Der Andrang am Stand sei erstaunlich groß gewesen – bis spät in die Nacht. Auch Kollegen aus dem ressourcenmangel-Team waren dabei – ein Tattoo ist auf dem Foto zu sehen. „Die GSG Berlin unterstützt uns bei den Hoffesten“, erzählt Claudia Díaz Sánchez. Und Alexander Brincker nickt: „Es ist ein langjährig erprobtes Miteinander.“ Beide Parteien gingen so partnerschaftlich miteinander um, wie das in einem Verhältnis zwischen Vermieter und Mieter möglich sei – unkompliziert in den Verhandlungen, offen für Optionen. Der Vertrag wurde gerade um fünf Jahre verlängert. Wer als kommunikationsstarker Mensch an den gesellschaftlich wichtigen Themen mitarbeiten und neu bei Ressourcenmangel anfangen will, kann sich also auf (mindestens) fünf Jahre Spreelage freuen. Bewerbungen sind immer willkommen.