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Von Kreuzberg und Alabama – das Künstlerehepaar vom Atelier handl.e pictures

„Das sind unsere absolut wichtigsten Topmanager, und nicht alle sind einfache Typen, ihr müsst da unbedingt aufpassen und vorsichtig sein, wie ihr mit denen umgeht“, zitiert der Künstler Ernst Handl ein Briefing, das er gemeinsam mit seiner Ehefrau und Geschäftspartnerin Kirsten Hense-Handl bekommen hat. Die beiden sollten nicht weniger als die weltweite Führungsriege von Daimler in Alabama in den USA zusammenbringen und sie mittels kollaborativer Kunst auf einen neuen Unternehmenskurs einschwören.

„Wir haben dann in 120 Hotelzimmern auf jedes Bett einen Hammer gelegt mit einer Notiz, diesen am nächsten Tag zum Treffpunkt mitzubringen.“ Sonst keine weitere Information für die Daimler-Topmanager: „Wir haben sie bis zur letzten Sekunde im Dunkeln darüber gelassen, dass wir gemeinsam mit Hämmern und Stahlmeißeln eine Großskulptur aus Messing erschaffen. Drei Teile, in die Reliefs und Linien für Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft geschlagen werden und die so zusammenpassen, dass im Zentrum eine Leerstelle in Form des Daimler-Sterns verbleibt“, erzählt Ernst Handl

Aus der Komfortzone des Konsumenten heraus

Briefing hin oder her: „Die Manager hatten große Freude an dem kleinen Kick des Unbekannten und haben, als eigentlich Azubis übernehmen sollten, ihren Hammer nicht aus der Hand gegeben“, so Handl. Auch die Materialverschiebung des Sterns vom üblichen Stahl hin zur Leere als Freiraum, den jeder mit seinen Projektionen füllen kann, sei gut angekommen. Das Ehepaar versteht unter Kunst, die unerwartete Perspektive einzunehmen: Themen auch immer mal von einer anderen Seite zu beleuchten. Und Kulturkonsumenten auch mal aus der Komfortzone zu holen und Kulturproduzenten aus ihnen zu machen. „Das ist kein Job von der Stange. In manchen Jahren machen wir drei solcher Aktionen mit Großunternehmen und Konzernen, in anderen 30“, berichtet Kirsten Hense-Handl.

Jeder mit seiner eigenen Malerei

Die Zeit, die übrig bleibt abseits der Aktionen, nutzt das Ehepaar für die freie Malerei, wobei sie dabei getrennte Wege gehen: „Ich liebe in meinen Bildern kräftige Farben“, erzählt Kirsten Hense-Handl. In Blau, Rot, Grün und Pink schlängeln sich gewebeartige Strukturen wie bunte, lebendige Blutbahnen über eines ihrer aktuellen Werke. „Ernst ist ein Meister der Zwischentöne, sagt sie. Zuletzt arbeitete er an einem Bild, das im bislang unfertigen Zustand drei weibliche Gesichter ins Zentrum rückt. Im unteren und im rechten Bereich deuten sich weitere Gesichter an, die eher männlich und grimmig wirken und folglich in einen Spannungsaustausch mit dem Zentrum treten. Die historisch ungewohnte Perspektive, als Mann nicht mehr allein bestimmender Mittelpunkt der Gesellschaft zu sein? Die Konturen aller Gesichter sind goldbraun, die wenigen bereits gefüllten Flächen sind zartrosa und hellblau.

Unterstützung durch den Raum

Das Atelier, in dem das Künstlerpaar unter dem gemeinsamen Label handl.e pictures agiert und den es bei der GSG Berlin angemietet hat, trägt seinen Teil zum Erfolg der beiden bei: „Wir nutzen den Genius Loki, den Geist des Ortes“, sagt Ernst Handl. Der Ort, das ist die Adalbertstraße im pulsierenden Kreuzberg nahe dem Kottbusser Tor. Der Ort, das sind Bars, Restaurants, der legendäre Veranstaltungsort SO 36 und eine Offenheit für Vielfalt und Kultur, um die Kreuzberg von anderen Berliner Stadtteilen und anderen Städten oft beneidet wird. „Wir wohnen um die Ecke, in der Oranienstraße.“ Ein weiterer Punkt, warum das Künstlerpaar die Gewerbefläche gemietet hat: „Sie ist groß und im Grundriss flexibel genug, dass wir sie an unsere Bedürfnisse anpassen konnten.“ So finden dort heute beide Felder ihrer Arbeit statt: kollaborative Kunst für Unternehmen und die freie Malerei.

Nicht nur Daimler

Im erstgenannten Fall nimmt das Atelier große Teams von 5 bis 25 freien Mitarbeiter*innen auf, die teils wochenlang die Events wie jenes für Daimler oder auch für die Deutsche Bahn, RWE, VW, Siemens oder BASF vorbereiten und das Ausgangsmaterial erstellen, das von den Unternehmen dann weiterbearbeitet wird. Auch die Finanzminister der G7 waren schon Kunden von handl.e pictures. Und im zweitgenannten Fall – der Malerei – bietet das Atelier den erforderlichen Stauraum für umfangreiches Material, für die Staffeleien und die fertigen, durchaus großformatigen Bilder, die in riesigen Apothekerschränken scheinbar in den Wänden versenkt und von dort wieder herausgezogen werden können. Außerdem finden Ausstellungen und Salons in der Adalbertstraße statt. Und viertens kommen kleinere Gruppen bis zu 20 Teilnehmer*innen zu exklusiven Firmenevents und Leadership-Seminaren zu handl.e pictures. Oftmals produzieren wir in diesem Zusammenhang kollektive Kunstwerke, die wir spontan präsentieren. Da kommen unsere Nachbarn von der App Akademie, von Neon Software Solutions oder dem Spieleentwickler Klang Games immer wieder gucken“, erzählt Kirsten Hense-Handl.

150 Jahre alte Gebäude

Die Nachbarn seien vielleicht etwas weniger von dem tollen Licht beeindruckt, das die Atelierräume mit den historischen Kappendecken durch die hohen Fenster bis in den Abend erhellt, weil sie selbst ja ähnlich hohe Räume auf dem GSG-Areal in den teils 150 Jahre alten Gebäuden haben. „Ich liebe die Fassade mit dem Klinker aus gebrannter Keramik“, sagt Ernst Handl. „Als Künstler schätze ich besonders das Material. Es ist derart beständig, man sieht der Keramik ihr Alter überhaupt nicht an.“ Also man fühle es: „Die Historie gibt Energie“, ergänzt Kirsten Hense-Handl. Gebäude seien wie Menschen: „Sie speichern ab, was über die Jahre geschieht, und geben die Schwingungen weiter.“ In der Adalbertstraße begeistert sie vor allem die Historie als Raum für Künstler und Kunst, die weit zurückreicht, aber auch, dass hier früher viel Handwerk stattgefunden hat. „Hier wurde immer schon etwas erschaffen. Heute ist es wieder Kunst, aber eben auch Software und Co.“

Neue Visitenkarte

„Gerade wurde die Innenhöhe mit großem Aufwand neu gestaltet“, berichtet Ernst Handl. „Das fühlt sich für uns wie eine Belohnung dafür an, dass wir hier schon mehr als 20 Jahre lang Gewerbemieter sind. Als hätten wir eine neue Visitenkarte bekommen, die vom Hof auf uns abstrahlt.“ Von dem vielleicht sogar schönsten aller GSG-Höfe spricht er und betont die Ausrichtung auf Natur und Aufenthaltsqualität – Rankpflanzen für die Brandwände, Bäume für Schatten und ein gutes Mikroklima, Bambusmulch für die Wurzeln. Zeitweise waren Ernst Handl und Kirsten Hense-Handl Betreiber eines Outdoor-Ateliers auf dem Teufelsberg. Natur war immer wieder auch Thema ihrer kollaborativen Aktionskunst: Das Künstlerpaar hat beispielsweise Mitarbeiter der Otto Group gemeinsam mobile Gärten auf Rädern und kleine Grünflächen zum Schwimmen auf der Spree kreieren lassen. Jetzt gehört es zum Ambiente des Gewerbehofs.

Etwas zurückgeben

Die neu gestalteten Höfe sind im Sinne der Aufenthaltsqualität weitgehend autofrei gehalten – dafür gibt es neuerdings eine Fahrradreparaturstationen und Ladesäulen für E-Bikes. „Ernst hat zwei Fahrräder, ich habe ein E-Bike.“ Und Kunst in den Innenhöfen gibt es auch: „Eine Wandmalerei von Jim Avignon, der das sehr gut gemacht hat“, sagt Kirsten Hense-Handl. „Wir haben dann sofort Lust bekommen, auch mal eine Wand in einem GSG-Hof künstlerisch zu gestalten.” Woraufhin Ernst Handl sagt: „Wir könnten das gemeinsam mit allen Gewerbemietern des jeweiligen Hofs als kollektive Aktion realisieren.” Kirsten Hense-Handl sagt: „Das verstärkt die Verwurzelung vor Ort, weil jeder das Resultat ein Stück weit als sein eigenes Kunstwerk sieht.” Ernst Handl sagt: „Wir fühlen uns sehr wohl als Mieter der GSG Berlin und würden einfach gerne etwas zurückgeben.”

Fotos: Oliver Wenzlaff

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