Bei der Einfahrt in den S-Bahnhof Südkreuz sieht man ihn bereits: den GSG-Hof Geneststraße. Die hellen, beigen Fassaden mit den dunkelgrünen Fenstern erheben sich weithin sichtbar in den Schöneberger Himmel. Der kurze Fußweg zum Gewerbehof ist in etwa fünf Minuten geschafft. Wer schließlich vor dem eindrucksvollen Bau steht, sieht linker Hand das Café Blumenfisch. Rechter Hand ist auf den Fensterscheiben im Erdgeschoss der blaue Schriftzug „Seeger“ zu lesen. Besucher, die zum Seeger Gesundheitshaus und Leistungszentrum Orthopädietechnik wollen, laufen von hier nochmal durch drei Innenhöfe, bis sie zu deren Eingang kommen.
High-Tech und denkmalgeschütztes Gemäuer: Das Seeger-Gesundheitshaus im GSG-Hof Geneststraße
Ein Ort zwischen Handwerk und High-Tech
Wer durch die Türen von Seeger im Erdgeschoss kommt, wird zunächst von einem weißen Mannequin begrüßt, der eine schwarze Gesichtsmaske aus Carbon sowie eine Arm- und Beinprothese und Orthosen trägt. „Das ist Manfred“, sagt Mark Gänsl, während er auf das Mannequin am Eingang zeigt. „Er hatte ein schweres Leben und leidet an allen möglichen Krankheiten, die wir mit unserer Orthopädietechnik behandeln“, fügt der Fachbereichsleiter Technische Orthopädie und Leiter Forschung und Entwicklung hinzu.
Das Zweite, das jedem Besucher beim Betreten sofort auffallen wird, ist das Klopfen, Hämmern, Schleifen und Schmirgeln, das durch die langen Gänge mit den hohen Decken in den lichtdurchfluteten Empfangsbereich schallt. „Hier arbeiten Diplom-Ingenieure und Handwerksmeister der Orthopädietechnik Seite an Seite“, erklärt Gänsl nicht ohne Stolz. Bezugnehmend auf Arbeitsgeräusche fügt er hinzu: „90 Prozent unserer rund 40 Mitarbeitenden sind Techniker und Meister. Zehn Prozent arbeiten in der Forschung und Entwicklung.“
„Wenn andere Orthopädiehäuser an ihre Grenzen stoßen, kommen die Patienten zu uns in die Geneststraße“, so Gänsl. Er bezieht sich dabei auf die Technik und den Aufwand, die bei der Herstellung eingesetzt werden müssen. Standart-Orthesen – oder „Schachtel-Orthesen“, wie er sie nennt – findet man in den heiligen Hallen des Leistungszentrums für Orthopädietechnik nämlich nicht. Die Produkte, die Gänsl und seine Kollegen herstellen, sind maßangefertigt und hochspezialisiert.
Bei der Produktion arbeiten Handwerk und High-Tech Hand in Hand. Die Scans, die vor der Anfertigung vom Patienten erstellt werden müssen, erfolgen inzwischen häufig mit 3D-Scannern. Früher wurden diese Abdrücke ausschließlich mit Gips genommen. „60 Prozent unserer Arbeit erfolgt inzwischen digital – Tendenz steigend“, betont Gänsl.
Außerdem sind die Spezialanfertigungen teuer. „Wir stellen hier High-End-Produkte her. Eine Beinprothese kann zwischen 10.000 und 40.000 Euro kosten“, erklärt Gänsl. Diese dürfen dann nur für drei bis fünf Jahre getragen beziehungsweise 3,1 Millionen Mal belastet werden – dafür erfolgt die Zertifizierung. Alle drei bis sechs Monate kommen die Patienten mit ihren Prothesen, Orthesen oder Korsetts zur Kontrolle in das Erdgeschoss des GSG-Hofs Geneststraße.
Vom Hochleistungssportler bis zum Kriegsverwundeten
Zu den Patienten des Leistungszentrums Orthopädietechnik zählen alte Menschen und Kinder, Amputierte und Gelähmte, Hochleistungssportler sowie Soldaten und Zivilisten aus Kriegsgebieten rund um den Globus.
„Vor zwei Jahren haben wir zum Beispiel für Christoph Trimmel von Union Berlin eine Gesichtsmaske hergestellt oder vor wenigen Tagen auch eine für den neuen Kapitän von Hertha, Toni Leistner“, sagt Gänsl mit einem Grinsen im Gesicht. Schnell fügt er nämlich hinzu: „Für die Spätschichten, die dafür notwendig waren, waren unsere Mitarbeiter nur zu begeistern, weil wir hier viele Fußballfans haben.“ Denn bei diesen Patienten muss es schnell gehen, damit sie am nächsten Spieltag einsatzbereit sind. Ansonsten kann die Herstellung einer aufwendigen Prothese rund einen Monat in Anspruch nehmen.
Der Fachbereichsleiter wird nachdenklich, wenn er auf andere Patienten zu sprechen kommt. Insbesondere die Kriegsverwundeten haben bewegende Schicksale. Aktuell kommen viele Menschen aus der Ukraine zu ihnen, sagt Gänsl. Aber auch aus anderen Kriegsgebieten. Ein junger Mann aus Syrien zu Beispiel. Bei einem Bombenangriff wurde er verschüttet. Beim Versuch sich zu befreien, hat er an ein Starkstromkabel gefasst. Als er zu Seeger kam, brauchte er zwei Armprothesen. „Nach einem halben Jahr Physiotherapie, viel Training und Behandlungskosten von etwa 140.000 Euro konnte er wieder selbst greifen, trinken und sein Smartphone bedienen“, beschreibt Gänsl die Behandlung. Gemeinsam mit dem Physiotherapeuten von Seeger habe der junge Syrer viel Zeit im integrierten Reha-Bereich verbracht, erinnert sich der Fachbereichsleiter. Für ihre Patienten sei es nämlich unheimlich wichtig, den Umgang mit ihren Prothesen und Orthesen auch zu lernen, fügt er hinzu.
„Es ist Fluch und Segen“, beschreibt Gänsl die Emotionen der Arbeit bei Seeger. „Vor allem, was man in unserem Kinderbereich sieht, nimmt man mit nach Hause.“ Segen sei es, wenn man den jungen Syrer vor Freude weinen sieht, weil er ein Stück Selbständigkeit in seinem Alltag zurückbekommen hat. „Wir sagen immer, unsere Patienten kommen im Rollstuhl zu uns reingerollt und laufen wieder raus.“ Das sei der Segen ihrer Arbeit bei Seeger.
„Wir fühlen uns sehr wohl hier“
Für diese hochspezialisierte und stellenweise emotionale Arbeit stehen den Mitarbeitenden von Seeger rund 900 Quadratmeter zur Verfügung. Dort gibt es neben modernen Büro- und Forschungsräumen auch einen Übungsparcours, auf dem die Patienten lernen, sich mit ihren Prothesen zu bewegen. Rund 450 Quadratmeter nimmt die Orthopädie-Zentralwerkstatt ein, in der die individuellen und hochspezialisierten Maßanfertigungen hergestellt werden. Dazu zählen ein Gips-, ein sogenannter Gießharz- und ein klimatisierter Silikonraum – „besonders beliebt im Sommer“, sagt Gänsl grinsend. Darüber hinaus gibt es eine große Werkstatt, in der die Maßanfertigungen angepasst werden und aus der das Klopfen und Hämmern zu hören ist. „Jeder von uns kann auch nähen“, betont Gänsl und zeigt in eine Werkstatt, in der mehrere Nähmaschinen stehen. In einem anderen Raum stehen Schleifmaschinen, denn: „Bei uns gibt es eine goldene Regel: Keine scharfen Kanten zum Patienten“, erklärt Gänsl.
Gänsl arbeitet seit 2016 als Fachbereichsleiter für das Seeger Gesundheitshaus in Schöneberg. Seit Anfang 2022 ist er Teil der erweiterten Geschäftsführung. Seit etwa acht Jahren ist das Gesundheitshaus im GSG-Hof Geneststraße ansässig. Die Gründe dafür liegen für ihn auf der Hand: „Wir fühlen uns sehr wohl hier.“ Neben der hervorragenden Verkehrsanbindung und den kurzen Wegen für Mitarbeitende und Patienten schätzt er die hohen, hellen Räume und die Nachbarschaft. „Bei Blumenfisch kann man sich in der Mittagspause ins Restaurant oder ins Café setzten.“ Außerdem seien die Räumlichkeiten barrierefrei – besonders wichtig für viele ihrer Patienten. Auch den Service durch den Hausmeister schätze man sehr sowie den engen und guten Kontakt zur GSG Berlin.
Seeger Gesundheitshaus GmbH & Co. KG
Geneststraße 5
10829 Berlin
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