Berlin, 23. August 2022.
4. Berliner Gewerbe-Pulsschlag 2022:
Berliner Gewerbeimmobilienmarkt zeigt sich resilient
- BĂŒroflĂ€chenumsatz mit 390.000 Quadratmetern im 1. Halbjahr 2022 ĂŒberdurchschnittlich
- Leerstandsquote mit 3,5 % weiterhin niedriger als in anderen Top 7-StÀdten
- Fertigstellungszahlen auf historisch hohem Niveau
Der Berliner Gewerbeimmobilienmarkt wartet trotz der schwierigen Gesamtsituation mit soliden Kennzahlen auf. Der BĂŒroflĂ€chenumsatz war zuletzt ĂŒberdurchschnittlich, im ersten Halbjahr 2022 betrug er 390.000 Quadratmeter. Gleichzeitig stiegen die Fertigstellungszahlen (2021 bis Q2/2022: 855.000 Quadratmeter), wodurch zunehmend Entspannung bei der zuvor sehr geringen FlĂ€chenverfĂŒgbarkeit einkehrt. Unternehmen finden somit wieder etwas leichter geeignete BĂŒroflĂ€chen. Das sind Ergebnisse des vierten Berliner Gewerbe-Pulsschlags, den die Gewerbesiedlungs-Gesellschaft (GSG Berlin), gröĂter privater Anbieter von Gewerbe- und BĂŒroflĂ€chen in Berlin, heute in Zusammenarbeit mit Savills und bulwiengesa vorgelegt hat.
âDie sehr robusten immobilienwirtschaftlichen Kennzahlen stimmen positiv â sind sie doch immer auch Indikatoren fĂŒr die wirtschaftliche Entwicklung und Lage der Unternehmen unserer Stadtâ, erklĂ€rt Sebastian Blecke, Operativer GeschĂ€ftsfĂŒhrer der GSG Berlin. âDie Entwicklungen am Gewebeimmobilienmarkt unterstreichen die Resilienz der Berliner Wirtschaft, die gut aufgestellt ist, um in den Krisen unserer Zeit zu bestehen.â
BĂŒrobeschĂ€ftigtenzahl steigt wieder
Nachdem die Zahl der BĂŒrobeschĂ€ftigten in Folge der Corona-Pandemie im Jahr 2020 stagnierte (811.900 Personen), ist sie im Jahr 2021 wieder leicht auf nun insgesamt 835.000 Personen gestiegen. Den weiterhin höchsten, wenn auch rĂŒcklĂ€ufigen Anteil an der BĂŒrobeschĂ€ftigung weist die öffentliche Hand auf. FĂŒr den stĂ€rksten Zuwachs ist die TMT-Branche (Technologie, Medien und Telekommunikation) verantwortlich. Allein in den vergangenen fĂŒnf Jahren sind in diesem Sektor 46.500 BĂŒrobeschĂ€ftigte hinzugekommen. Bis zum Ende dieses Jahres wird ein weiteres Wachstum der Berliner BĂŒrobeschĂ€ftigten um circa 25.000 auf dann rund 860.000 Personen prognostiziert.
âAufgrund des demographischen Wandels, der Unternehmen dazu bringt, sich vorsorglich ArbeitskrĂ€fte zu sichern, gehen wir insgesamt von einem gleichmĂ€Ăigen Wachstum der Berliner BĂŒroangestellten in den kommenden Jahren aus. Nach unseren Prognosen wird Berlin bundesweit das gröĂte Wachstum von 7 % erfahrenâ, ergĂ€nzt Sven Carstensen, Vorstand der bulwiengesa.
Ăberdurchschnittlich starker BĂŒrovermietungsmarkt
Nachdem sich bereits zum Jahresbeginn 2021 erste Erholungstendenzen auf dem BĂŒroflĂ€chenmarkt der Hauptstadt zeigten, betrug der FlĂ€chenumsatz im Gesamtjahr rund 840.000 Quadratmeter. Das sind etwa 30.000 Quadratmeter mehr als im zehnjĂ€hrigen Durchschnitt. Dieser positive Trend scheint sich fortzusetzen: Im ersten Halbjahr 2022 wurden bereits 390.000 Quadratmeter umgesetzt, womit der zehnjĂ€hrige Durschnitt um circa 40.000 Quadratmeter ĂŒbertroffen wurde. FĂŒr das Gesamtjahr wird ein BĂŒroflĂ€chenumsatz im Bereich des langfristigen Durchschnitts von 750.000 – 800.000 Quadratmetern prognostiziert.
âInsbesondere im kleinen und mittelgroĂen FlĂ€chensegment beobachten wir wieder mehr Dynamik. Viele Unternehmen haben sich in den ersten beiden Pandemiejahren mit Anmietungen zurĂŒckgehalten und holen diese nun nachâ, sagt J. Philipe Fischer, Head of Berlin Office Savills. âDurch die steigende Bedeutung hybrider Arbeitsmodelle haben sich die Anforderungen der Nutzer an den Standort und die Ausstattung verĂ€ndert. Zentrale FlĂ€chen mit einer hohen QualitĂ€t, die auch den ESG-Standards entsprechen, sind besonders gefragt.â
Fertigstellungen erreichen womöglich Höhepunkt
Mit einem Neuzugang von 626.000 Quadratmetern BĂŒroflĂ€che wurde 2021 einer der höchsten Fertigstellungswerte seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1990 erreicht. Bis 2024 wird mit weiteren sehr hohen Fertigstellungsvolumina von rund 585.000 Quadratmetern jĂ€hrlich gerechnet. Nahezu die HĂ€lfte der in dieser Summe enthaltenen Projekte befindet sich bereits im Bau. Allerdings machen die aktuellen wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen Verzögerungen wahrscheinlicher.
âZu den bereits seit geraumer Zeit stark ausgelasteten Bauunternehmen und Handwerksbetrieben kommen nun durch den Ukraine-Krieg gestörte Lieferketten bei Baumaterialien sowie durch die Zinswende steigende Finanzierungskostenâ, sagt Oliver Schlink, KaufmĂ€nnischer GeschĂ€ftsfĂŒhrer der GSG Berlin. âWer ĂŒber keine belastbaren, gewachsenen Beziehungen zum regionalen Bausektor verfĂŒgt und auf Basis hoher Fremdkapitalquoten entwickelt, steht in der sich verschĂ€rfenden Situation vor groĂen Herausforderungen.â
FlĂ€chenverfĂŒgbarkeit steigt leicht â Spitzenmieten weiter auf hohem Niveau
Ende 2021 betrug der Leerstand von Berliner BĂŒroflĂ€chen 3,2 %, was rund 650.000 Quadratmetern FlĂ€che entspricht. Zum Halbjahresende 2022 lag er bei 3,5 %. Dieser Anstieg vom bisherigen Tiefpunkt im Jahr 2019 (1,3 %) war eine unmittelbare Folge der ZurĂŒckhaltung wĂ€hrend der Pandemie und der zeitgleich relativ hohen Fertigstellungszahlen. Dennoch weist die Hauptstadt im Vergleich der Top-7-StĂ€dte weiterhin den geringsten Leerstand auf. FĂŒr die beiden kommenden Jahre wird aufgrund der hohen Fertigstellungszahlen ein weiterer Anstieg der Leerstandsquote auf ĂŒber 4 % prognostiziert. Dies entspricht immer noch dem mittleren Bereich der gĂ€ngigen Fluktuationsreserve zwischen 3,5 und 5,0 %.
WĂ€hrend der zuvor ungebrochene Anstieg der Spitzenmieten im Verlauf der Pandemie zunĂ€chst ausblieb, setzte er sich 2021 und im ersten Halbjahr 2022 fort, sodass die Spitzenmiete fĂŒr Berliner BĂŒroflĂ€chen nun bei 42,00 Euro pro Quadratmeter liegt. Auch fĂŒr die Zukunft wird prognostiziert, dass sich die Spitzenmieten, trotz eines steigenden Angebots, weiter spĂŒrbar oberhalb der 40-Euro-Marke bewegen werden.
GSG-Portfolio entwickelt sich trotz Krise positiv
Ăhnlich wie auf dem Berliner Gesamtmarkt verhĂ€lt es sich beim GSG-Portfolio. Die Leerstandsquote von aktuell rund sieben Prozent ist nur rund zur HĂ€lfte marktaktiver Leerstand, wĂ€hrend die andere HĂ€lfte aktuell saniert oder fĂŒr die Vermietung vorbereitet wird. Die positive Mietentwicklung sowohl im Bestand als auch im Neubau erfolgt bei der GSG Berlin von einem geringeren Ausgangsniveau aus. So konnte die Spitzenmiete seit 2016 zwar um bis zu 142 % auf 24,90 Euro pro Quadratmeter im Bezirk Mitte gesteigert werden, jedoch liegt diese damit auch weiterhin deutlich unter der durchschnittlichen Spitzenmiete im entsprechenden Bezirk (42,00 Euro pro Quadratmeter). âDie vergleichsweise hohen Neuvertragsmieten gehen auch auf die Tatsache zurĂŒck, dass wir verstĂ€rkt auf Neubau setzen und dadurch höherwertige FlĂ€chen in der Vermietung habenâ, erklĂ€rt Schlink.
Nachhaltigkeit: GebĂ€udebestand hat SchlĂŒsselfunktion
Um den Herausforderungen in den Bereichen E, S und G â also der ökologischen und der sozialen Nachhaltigkeit sowie der in der UnternehmensfĂŒhrung â zu begegnen, setzt die GSG Berlin zahlreiche MaĂnahmen um. So werden seit diesem Jahr die GemeinschaftsflĂ€chen mit Ăkostrom beliefert und der Strombedarf von bereits knapp einem Drittel der allgemeinen Bereiche wird durch eigene Photovoltaik-Anlagen gedeckt, die zudem sukzessive weiter ausgebaut werden. Bis Ende 2023 wird zudem die gesamte Beleuchtungstechnik durch LED ersetzt. Hinzu kommen zahlreiche Pilotprojekte: So etwa eines zur intelligenten Wasserverbrauchsmessung und -analyse.
âMit unserem groĂen GebĂ€udebestand geht eine mindestens ebenso groĂe Verantwortung in Sachen Nachhaltigkeit einher. Einerseits optimieren wir unseren GebĂ€udebetrieb hinsichtlich VerbrĂ€uche und Emissionenâ, sagt Schlink. âAndererseits können wir durch die konstante ErtĂŒchtigung unserer FlĂ€chen in teils mehr als hundert Jahre alten GebĂ€uden eine maximal effiziente Nutzung der grauen Emissionen ermöglichen, die fĂŒr jeden Neubau entstehen und die rund die HĂ€lfte der Emissionen ĂŒber den gesamten Lebenszyklus ausmachen.â