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Es ist das grĂ¶ĂŸte kulturelle Happening der Stadt: der Karneval der Kulturen. Nach zwei Jahren Zwangspause wird er nĂ€chstes Jahr (hoffentlich) sein Comeback zelebrieren. Ein neues Leitungsteam hat in diesem Jahr seine Arbeit im econopark Wolfener Straße in Marzahn aufgenommen. FĂŒr die drei KrĂ€fte-Katalysatorinnen steht fest: Die Umzugsgruppen wollen endlich auf die Straße zurĂŒck!

Man hört noch nicht viel. Aber im Geheimen vibriert es schon. Undercover, sozusagen. Zudem sprĂŒhen in der ganzen Stadt Funken. Hier mal eine Nacht des Trommelns, da mal ein Karnevalsball. Wie ein urbanes VorglĂŒhen fĂŒr das, was uns 2023 blĂŒht: Der Karneval der Kulturen is back. Nach zwei Jahren Zwangspause. Auch wenn dieses Jahr zu Pfingsten kein Karneval der Kulturen stattfinden konnte, so prĂ€sentieren sich doch einige der Umzugsgruppen ĂŒber das ganze Jahr verteilt an verschiedenen Orten in der Stadt. Auf diese Weise wollen die Akteur*innen die Berliner*innen daran erinnern: Wir sind noch da!

Das ist die grĂ¶ĂŸte kulturelle Intervention, die Berlin hat.

Geraldine HeppKarneval der Kulturen

„Wir erwarten, dass wir nĂ€chstes Jahr endlich wieder auf die Straße können“, sagt Geraldine Hepp. Sie ist eine der drei Mitarbeiterinnen des neuen Leitungsteams vom Karneval der Kulturen. Zusammen mit Aissatou Binger und Stefanie Schatte hat sie im econopark Wolfener Straße in Marzahn ihr BĂŒro. Rund 1.300 Quadratmeter, fĂŒnf RĂ€ume, zwei Etagen. Hier sind auch die ProberĂ€ume, die Werkstatt und das Lager fĂŒr die vielen farbenprĂ€chtigen KostĂŒme und Requisiten untergebracht. Ein zentraler Ort, wo gemanagt, produziert und gelagert wird. Wobei die drei niemals von managen sprechen wĂŒrden. „Wir unterstĂŒtzen und beschĂŒtzen“, sagen sie. Die wahren Macher*innen, das sind an die 75 Umzugsgruppen mit ihren etwa 4.500 Akteur*innen.

Karneval der Kulturen 2019, Bild: RĂŒdiger Krawetzke

„Nach 24 Veranstaltungsjahren – und zwei Jahren Corona – hat der Karneval die Chance, sich neu zu orientieren“, sagt Geraldine Hepp. Die Zwangspause war eine Tragödie, aber auch eine Chance, sich zu besinnen und um Fragen zu beantworten. Warum gibt es uns? Wohin wollen wir? „Der Karneval war 1995/1996 auch als antirassistische Reaktion auf die AnschlĂ€ge in Rostock entstanden“, erinnert Aissatou Binger. Es ging darum, sich den öffentlichen Raum zu erobern, um Dinge anzuprangern, um eine Transformation des Denkens auszulösen.

Über die Jahre hat sich das KulturverstĂ€ndnis geĂ€ndert. Aus inter- und multi- wurde transkulturell. Der Karneval der Kulturen ist eine Einladung an die Stadt, sich zu zeigen. Mit der Veranstaltung drĂŒckt sich die Stadt selber aus. Hier geht es um die Menschen, die in Berlin leben. „Der Karneval ist dabei viel vielschichtiger, als er manchmal wahrgenommen wird“, sagt Geraldine Hepp.

Diese Vielschichtigkeit der Vielfalt macht fĂŒr das Team auch ganz klar seinen Wert aus. Und der große Einsatz der Umzugsgruppen, die das Ganze ehrenamtlich auf die Beine stellen. Ohne sie wĂ€re diese Veranstaltung gar nicht möglich. „Das ist fĂŒr mich eigentlich der wichtigste tragende Aspekt der Veranstaltung“, sagt Aissatou Binger. Welches unglaubliche Testament fĂŒr das ehrenamtliche Engagement. „Es ist tatsĂ€chlich eine Liebe dafĂŒr da, den Karneval auf die Straße zu bringen“, ergĂ€nzt Geraldine Hepp.

Karneval der Kulturen 2019, Bild: RĂŒdiger Krawetzke

Karneval der Kulturen 2018, Bild: Frank Löhmer

Eines liegt Team dabei besonders am Herzen: „Wir sind nicht die Intendantinnen oder Kuratorinnen. Wir sind dafĂŒr da, zu vermitteln, zu ermöglichen und umzusetzen. „Unsere grĂ¶ĂŸte Aufgabe ist es, wirklich zuzuhören. Was ist der Impuls der Gruppen?“

FĂŒr die „KarnevalsflĂŒsterinnen“ ist auch die Niederschwelligkeit der Veranstaltung ein wesentliches Merkmal. Keine ZĂ€une, keine Barrieren, kein Eintritt. „Das ist die grĂ¶ĂŸte kulturelle Intervention, die Berlin hat und ein großer Haushaltstitel“, betont Geraldine Hepp.

Im Vorfeld wurden in einem gestaffelten Verfahren unterschiedliche Zielgruppen des Karnevals wie Akteur*innen, Beiratsmitglieder, Kooperationspartner und auch Anwohner*innen, Besucher*innen sowie die breitere Berliner Öffentlichkeit in diversen Formaten dazu eingeladen, an einem partizipativen Begleitverfahren teilzunehmen. „Unsere Vision ist es, den Impuls des Karnevals als kreative anti-rassistische Intervention fĂŒr ein kulturell vielfĂ€ltiges Berlin neu zu denken und damit 2023 als gemeinsame Kraft und katalytischen Prozess in den öffentlichen Raum zurĂŒckkehren zu können“, sagen die KrĂ€ftebĂŒndlerinnen. Bei solch‘ einer GrĂ¶ĂŸenordnung geht es vor allem auch um die Themen Sicherheit und nachhaltige Umsetzung.

Im November erfahren wir dann alle, wie es wirklich weitergeht mit Berlins grĂ¶ĂŸter kultureller Intervention. Bis dahin sprĂŒhen weiter die Funken und zeugen von einem „Hurra, wir leben noch“. Der letzte Funken glĂŒhte am 24.09.2022 beim Karneval der Zukunft. Den Umzug durch die Straßen Neuköllns organisierte Artistania, ein Verein, der auch beim Karneval der Kulturen mit dabei ist. Alle weiteren Funken gibt es auf der Homepage zum Nachlesen.

Haus des Karnevals
Wolfener Straße 32-34, Haus D
12681 Berlin

Link zur Website

Titelbild: Geraldine Hepp, Stefanie Schatte & Aissatou Binger, Karneval der Kulturen

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