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Hand aufs Herz: Woran denken Sie beim Stichwort Kantine? An XXL-Schöpfkellen? An wohlwollende Mitarbeiter, die Ihnen beherzt KartoffelpĂŒree auf einen schon leicht angeschlagenen, ergrauten Teller klatschen? An Nahrungsmittel, deren ursprĂŒngliche Daseinsform nicht eindeutig zu bestimmen ist? Dann aber mal schnell: Cut. Alles auf Anfang. Neues Bild.

Die Cantinerie auf dem GSG-Hof in der Gustav-Meyer-Allee hat nĂ€mlich mit dieser Vorstellung nichts, aber auch rein gar nichts gemeinsam. Außer der Bezeichnung.

Ende 2015 hat die Hof-Kantine fĂŒr die beneidenswerten Mieter des Amperiums am Humboldthain eröffnet. Untergebracht ist sie in einer denkmalgeschĂŒtzten ehemaligen AEG-Industriehalle. Die „Alte Fabrik fĂŒr Bahnmaterial“ ist ĂŒbrigens das Ă€lteste GebĂ€ude auf dem GelĂ€nde, erbaut in den Jahren 1906 bis 1909. Der prachtvolle Stolz der damaligen Industrietempel mit ihren dominanten Wandpfeilern und den großen FensterflĂ€chen ist noch heute zu spĂŒren. Jetzt zelebriert die monumentale Fabrikhalle selbstbewusst ihre Transformation in eine szenige Event-Location.

Montags bis freitags von 11 bis 16 Uhr wird im Gewerbehof der GSG Berlin ein frischer Mittagstisch angeboten. Schon frĂŒh morgens rĂŒcken hier die großen Rollcontainer vom Beusselmarkt an: In der Eatery ist nĂ€mlich immer alles frisch und wird vor den Augen der GĂ€ste zubereitet. Live Cooking an sechs verschiedenen Stationen. Pizza, Pasta, Bowles, Asia, Grill Burger und das Tagesgericht. Jetzt muss man sich nur noch entscheiden können. Die neapolitanische Steinofen-Pizza mit 33 Zentimetern Durchmesser bereitet der ehemalige ChefpizzabĂ€cker vom legendĂ€ren 12 Apostel in elf Variationen zu. Auch die Bowls sind derzeit sehr beliebt. Wie wĂ€re es mit der mexikanischen Bowl-Variante Chili con Carne, Guacamole, Koriander, frische Chilis, KrĂ€uterreis, Crunch, Limettenschmand? Nebenan hat sich auch eine lange Schlange gebildet. Was gibt es denn da Leckeres? Ah, hier werden die Burger gebrutzelt. Neun Variationen lassen einem spontan das Wasser im Mund zusammenlaufen. Warum nicht mal einen Blue-Dream-Burger? Rucola, karamellisierte WalnĂŒsse, Tomaten-Chutney, leichte KĂ€sesauce, dazu gibt es French fries. Die Salate haben wohl auch ihre eingeschworene Fangemeinde. Der Glasnudelsalat – Erdnuss, Zucchini, Karotten, Gurke, SĂŒĂŸ-Sauer-Sauce, gebackenes Ei, pikanter Reis-Crunch – ist oft als erster ausverkauft. Achtung: Suchtgefahr! Und dann gibt es ja auch noch das tĂ€glich wechselnde Tagesgericht – Schnitzel Wiener Art, Lachs-Risotto oder Curry. Damit auch ja keine kulinarische Langeweile aufkommt. Was darf es denn nun sein?

FĂŒhrungsteam der Cantinerie, Bild: Cantinerie

Die Inhaber Atila OrĂŒn und seine Frau Berrin sind seit 1997 in der Berliner Gastronomie tĂ€tig. In der Helmholtzstraße haben sie mit einem Coffee Shop angefangen, nach und nach fĂŒnf weitere Restaurants eröffnet. Bis Atila OrĂŒn das Angebot bekam, auf dem GSG-Hof in Mitte die Hof-Kantine zu betreiben. „Wir haben das Potenzial gesehen, da habe ich natĂŒrlich sofort zugesagt“, erklĂ€rt er. 800 Quadratmeter Restaurant, 500 Quadratmeter Terrasse, jeweils Platz fĂŒr 200 GĂ€ste. „Wir konnten hier auch alles nach unserem Stil ausbauen.“ Heißt: Eine beeindruckende Symbiose aus Industriearchitektur und stylischem Interieur.

Hinter halbhohen, auf Vintage getrimmten Europaletten befindet sich der Ă  la Carte Bereich, der seit neuestem einen eigenen Namen hat: Restaurant BEHRENS. Namensgeber ist der Architekt Paul Behrens, der maßgeblichen Einfluss auf die Planung und Erstellung der GebĂ€ude auf dem Hof hatte. GĂ€ste, die es etwas ruhiger mögen, können aus einer kleinen, aber feinen MenĂŒkarte auswĂ€hlen. Ebenso zur Auswahl steht ein leichtes 3-Gang-MenĂŒ mit saisonalen Produkten. „WĂ€hrend des Lockdowns haben wir die Zeit genutzt, um unsere KĂŒche umzubauen und unser Konzept komplett zu ĂŒberarbeiten“, sagt Atila OrĂŒn. „Bei uns steht jetzt die gesunde KĂŒche auf der Karte. Frische Zutaten, dazu ein umfangreiches vegetarisches und veganes Angebot. Wir wollten sowieso einige Änderungen in der Cantinerie vornehmen, uns strategisch und kaufmĂ€nnisch stabiler aufstellen. Mit der Aufnahme eines neuen Partners in die GeschĂ€ftsleitung im MĂ€rz ist uns dies auch gelungen.“

Wir haben das Potenzial gesehen, da habe ich natĂŒrlich sofort zugesagt.

Atila OrĂŒnCantinerie

Ganz klar: Das neue Konzept kommt an. Sechs Köche und ein Chefkoch kĂŒmmern sich um das Wohlergehen der GĂ€ste, den Mitarbeitern der im Hof angesiedelten Unternehmen.

Seit Mai ist Henrik Strempel mit an Bord. Der KĂŒchenchef ist kein Unbekannter. Gelernt hat er bei Sterne-Koch Christian Lohse (zwei Michelin-Sterne!) am Gendarmenmarkt. „Da wurde ich geschliffen“, sagt er. Danach hatte er in Berlin verschiedene KĂŒchen geleitet und war als Privatkoch Ă€ußerst gefragt. Jetzt hat er in der Cantinerie sein kreatives Epizentrum. Die Freude und Leidenschaft fĂŒr das, was er tut, pulsiert auch bei ihm aus jeder Zelle.

Bild: Cantinerie

Die Inhaber und ihr Chefkoch sind ein sich selbst energetisierendes Team. Diese Leidenschaft schwingt in der ganzen Cantinerie. „Wir sind hier, um die Mieter der GSG Berlin zufriedenzustellen, damit sie eine entspannte Mittagspause haben und sich gut und gesund ernĂ€hren können,“ schildert Atila OrĂŒn beinahe fĂŒrsorglich. Und die wissen nur allzu gut, was sie an ihrer Kantine haben. „Das Feedback unserer GĂ€ste treibt uns immer weiter an. Soviel Dankbarkeit. Das rĂŒhrt uns regelrecht“, sagt Atila OrĂŒn. Die Nachfrage bleibt nicht ohne Folgen. „Wir haben extra eine neue Schleifmaschine fĂŒr Messer angeschafft“, erklĂ€rt Henrik Strempel mit einem verschmitzten LĂ€cheln. Hat er denn auch sein persönliches Messer, an das niemand Hand anlegen darf? „Ich bin kein Messerfetischist. Obwohl, ich habe mal ein original japanisches Santokumesser in einer Tombola gewonnen. Das habe ich jeden Tag geölt. Bis mal ein Mitarbeiter damit Knochen gehackt hat. Da war es aus mit dem Zauber.“ DafĂŒr ist er aber ein lupenreiner Produktfetischist. So ein frischer Seeteufel oder ein geschmortes OchsenbĂ€ckchen lassen sein Herz höherschlagen.

Neben dem Appetit anregenden Mittagstisch gehören auch Events zum GeschĂ€ftsfeld. „Wir bieten auch Tagungen und Konferenzen fĂŒr Firmen an, machen zudem das komplette Catering fĂŒr den benachbarten Amplifier“, sagt Atila OrĂŒn. Auch Hochzeiten, Geburtstage und Firmenfeiern stehen auf dem Programm. Alles im großen Stil. „Wir organisieren alles. Von der Hochzeitstorte bis zum DJ.“ Da bleibt kein Wunsch offen.

Ganz klar: Das neue FĂŒhrungsteam der Cantinerie hat noch viel vor. „Wir stehen vor einer großen Neuausrichtung“, erlĂ€utert Atila OrĂŒn.  Ein Jazz Diner Club ist geplant, auch mit internationalen KĂŒnstlern wollen sie zusammenarbeiten. Mehr wird nicht verraten. Vorhang auf fĂŒr Fine Dining und Showtime im Amperium in Mitte? Wir dĂŒrfen gespannt sein.

Das Feedback unserer GĂ€ste treibt uns immer weiter an. Soviel Dankbarkeit. Das rĂŒhrt uns regelrecht.

Atila OrĂŒnCantinerie

Wenn sich gegen 16 Uhr die Cantinerie leert und die Mitarbeiter und Köche alles fĂŒr den nĂ€chsten Tag vorbereiten, dann sitzt Atila OrĂŒn gerne hinter der halbhohen Wand aus Europaletten und genießt eine Pizza. „Ich liebe Teigprodukte. Die könnte ich jeden Tag essen,“ sagt er. Kein Wunder. Seine Eltern hatten in Istanbul eine BĂ€ckerei, in der es auch FrĂŒhstĂŒck gab. Diesen Duft von frisch Gebackenem kann er heute noch abrufen. Jederzeit. Ein Duft, der ihn zu beflĂŒgeln scheint.

Cantinerie GmbH
Gustav-Meyer-Allee 25
GebÀude 12, Erdgeschoss
13355 Berlin

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Titelbild: Cantinerie

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